Christl’s Vernissage: Exotische Bilder und mehr

Am 4. November 2022 luden Bewohnerin Christine Teusel, am liebsten Christl genannt, und das Team unserer Wohngemeinschaft in Wien-Hernals zur Vernissage.

Die Ausstellung war ein großer Erfolg. Zeichnungen und Bilder, die in den Jahren entstanden sind, wurden in den Gängen der Wohngemeinschaft in der Pezzlgasse präsentiert. Detailreiche, farbenfrohe Werke mit Motiven „aus fernen Ländern und noch weiter“ gab es zu bestaunen und auf Spendenbasis mit nach Hause zu nehmen. Auch Abstraktes, das Christl aus den Farbresten zusammenmischt, war dabei. Von ihrem liebevoll gestalteten Kochbuch aus dem Jahre 2014, wo sie ihre Rezepte gepaart mit Zeichnungen zu Papier gebracht hatte, gab es eine Neuauflage.

Anerkennung

Frau Teusel‘s künstlerisches Werk wurde endlich auch in einem angemessenen Rahmen gewürdigt. Die Künstlerin freute sich, dass sich ihr Schaffen endlich einmal bezahlt gemacht hatte und sie Spenden einnehmen konnten. Das stimmte sie sehr zufrieden und die Einnahmen wurden gleich wieder in Malutensilien investiert. (Kontakt für Bilder & Kochbuchbestellungen: wohnhaus17@lebenshilfe.wien)

Unterstützung von allen Seiten

Es war ein bunter Nachmittag im Wohnhaus, viele wollten so wie Frau Teusel etwas präsentieren, sagen und mitwirken. Frau Reiser, eine WG-Bewohnerin, führte sogar zweimal am Nachmittag der Vernissage eine Performance auf. Und neben Standortleiter Christoph Steiner und dem fachlichen Begleiter und Ausstellungsorganisator Michael Inwinkl ergriffen auch einige andere BewohnerInnen und BesucherInnen das Wort bei der Ansprache.

Kulinarisch sorgte das Team der Kochgruppe aus der Dresdner Straße und die MitarbeiterInnen aus der Tagesgruppe im Wohnhaus für dekorativ liebevoll angerichtetes und köstliches Wohl.

Fotograf Richard Pobaschnig hat die schönsten Momente mit seiner Kamera eingefangen:

 

Hinaus ins Grätzel

Um die Kunstwerke von Frau Teusel noch sichtbarer zu machen, ist im Jahr 2023 jedenfalls einmal eine Folgeausstellung im Nachbarschaftszentrum des Wiener Hilfswerks geplant.

Über die Künstlerin „Christl“

Geschrieben von Michael Inwinkl, fachlicher Begleiter in der Wohngemeinschaft Hernals der Lebenshilfe Wien:

Ich durfte Frau Teusel Christine vor ca. zweieinhalb Jahren kennenlernen. Frau Teusel sagte mir gleich am ersten Tag, sie will nicht Frau Teusel genannt werden, sondern „sie ist die Christl“. Deswegen spreche ich von Christl. Christl ist mir sofort als äußert liebenswürdige, selbstbewusste und absolut kreative Frau aufgefallen.

Christl hat 1945, am 15.Juli, an einem sonnigen Sonntagvormittag das „Licht der Welt“ erblickt. Drei Wochen vor dem Kriegsende Anfang September 1945. Sie ist bei ihrer Mutter aufgewachsen, ihr Vater ist tragischerweise an seinem Geburtstag am 17.März 1945, in den letzten Kriegstagen gefallen. Christl`s Vater Josef Teusel, genannt Peppi, war gelernter Konditor im 5. Bezirk am Hundsturm und erzeugte laut Christl dazumal das beste Speiseeis von Wien, wie ihr viele Menschen in der Nachkriegszeit erzählten.

Christl besuchte in der Nachkriegszeit eine „Sonderschule“ in Wien. Schon dort war es ihr zu laut und unruhig, wie sie mir erzählte und deswegen zog sie sich gerne zurück und zeichnete, malte und bastelte gerne. Christl ist ein Nachtmensch und sie arbeitet, speziell seit sie in Pension ist, fast nur in der Nacht. Ihre Bildmotive und Techniken sind vielfältig.

Frau Teusel malt mit Acrylfarben, Aquarellfarben und auch Bunt – und Filzstiften und in allen Techniken ist sie Autodidaktin. Trotzdem sieht man bei ihrem umfangreichen Bildmaterial, dass sich in unserem Wohnhaus angesammelt hat, eine stetige Weiterentwicklung.

Ihre breit gefächerten Themen in ihren Bildern spiegeln auch ihre vielfältigen Interessen und ihren Blick auf die Welt wieder. Besonders auffällig, farbenfroh und detailreich sind ihre exotischen Bilder, meist „Dschungelbilder“, mit Wildtieren und Pflanzen. Tiger, Löwen, Elefanten, Zebras und Antilopen werden aus ihren „Gedächtnis“ gezeichnet, sind sofort erkennbar und haben damit einen besonderen Charme.

Aber auch Alltagsszenen und Landschaften aus anderen Ländern werden liebevoll gezeichnet oder gemalt. Ob es nun ein indisches, afrikanisches Dorf oder auch eine Szene aus dem arabischen Bereich ist, alles wird im „teuslischen Stil“ kunstvoll umgesetzt!

Eine besondere Poesie wohnt auch ihren Landschafts- und Blumenbilder inne. Diese sehr dekorativen Arbeiten gefallen den BetrachterInnen oft besonders gut. Ihr Gefühl für Farben und Bildkomposition sind völlig intuitiv und machen den besonderen Reiz ihres Oeuvres aus.

Ich hoffe, Christl kann ihre Arbeiten und ihr „Lebenswerk“ noch in vielen weiteren Ausstellungen präsentieren.

 

 

 

 

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